Initiative Pro Netzneutralität

Wieder mal ein bißchen Winter

17. Februar 2021 22:28

Schleifweg bei Ahrensfelde, Foto vom 10.02.21, © Bruno Zacke, Berlin 2021, All Rights reserved.

Wenn es um schöne Landschaften zum Fotografieren geht, bin ich, obwohl in Berlin wohnend, eindeutig ein Brandenburger. Erstaunlicherweise hatten wir dieses Jahr, wenn auch nur für kurze Zeit, wieder ein wenig Schnee, der ein paar Tage liegen blieb. Als am 10.02. auch noch die Sonne so unverschämt schien, packte ich meine Kamera ein und fuhr zum Schleifweg. Ein auf den ersten Blick langweiliger Feldweg, der auch noch zur A 10 führt, was Mensch nach zirka zwei Drittel des Weges immer deutlicher hört. Über die Autobahnbrücke rüber ginge es weiter nach Blumberg und wer lustig ist, kann bis nach Bernau weiter wandern. Auch diesen Ort empfehle ich zum Fotografieren.

Der Schleifweg war nicht nur mein erster Weg, den ich mir damals - noch weder mit ausgedruckter Karte noch mit einer Navi - eroberte, wobei ich keine Ahnung hatte, wie weit der Weg ist und wo er mich hinbringt. Das besondere am Schleifweg ist, daß er mich jedes mal mit irgend etwas überrascht und sei es ein Storch oder eine Wiese, die im späten Herbst wie im Frühling auf Teufel komm raus blüht. Oder tatsächlich im Frühling ein halber Acker voller Kornblumen mit einem absolut unfotografierbarem, wunderbarem Blau. Ein anderes Mal war es Moos, das den Weg polstere, oder die Alleebäumchen auf nur einer Seite, die entweder blühend oder mit Ihrem Herbstlaub besonders schön sind. Hie und da gibt es Birnen, Pflaumen oder Kirschen.

Leider sehe ich hier auch, mit welchen Mengen Landwirte die gesamte Landschaft mit Agrarchemie einnebeln und daß es unter anderem auch deshalb immer weniger Schmetterlinge gibt. Ich lasse es, dazu die Quelle einer Studie anzugeben. Es gibt immer wieder Neuere mit den selben schlimmen Befunden. So was heißt in der Wissenschaft Evidenz und Stand des Wissens, wenn sie immer wieder bestätigt wird.

Trotzdem macht es immer noch Spaß, an bestimmten Stellen in die Landschaft zu blicken. Auch diese kann sehr begeistern. Die Windräder stören mich nicht, im Gegenteil, und vielleicht werden wir eines Tages romantisch verklärt auf diese zurück blicken, so wie wir uns heute alte Mühlen ansehen, ob sie nun mit Wind oder Wasser angetrieben wurden.

Was mich stört habe ich schon angedeutet. Überall gibt es Siedlungen und Straßen. Natürlich sind Äcker, Wiesen und Wälder alles andere als unbelassene Natur, es fällt aber immer schwerer, in ihnen noch Natur zu erkennen.

Am Schleifweg gibt es ein besonderes Ärgernis, das aber an anderen Orten, z.B. an Seeufern noch krasser in's Auge springt. Es gäbe einen schönen zusätzlichen Rundweg, linker Hand, wieder von der A 10 weg, durch die Rehhahnsiedlung und ein kleines Wäldchen zum Tümpel, etwa auf halber Länge des Weges. Leider ist in der Rehhahnsiedlung Schluß mit der Runde. Eine Firma hat offenbar nicht nur das Grundstück, sondern auch noch die anliegende Straße gekauft und sperrt diese als ihr "Firmengelände" ab. Da ist kein Durchkommen, so wie eben mancher Weg um einen See abrupt endet. Denen wollte ich Wandervereine auf den Hals hetzten, hab dies aber bisher nicht getan.

GPS-Track, 8,7 Kilometer - © Karte: Openstreetmap.org
Open Data Commons ODbL: BY-SA
Mensch kann stattdessen ein Stück vor der Brücke über die A 10, einen starken Haken nach Rechts schlagen, durch eine Schranke gehen und den verlängerten Mehrower Landweg, bzw. Blumberger Weg bis nach Mehrow laufen. Dieser Weg ist leider asphaltiert. Gut für Fahrradfahrer, schlecht wenn mensch dauernd zu Seite springen muß. Ein sicher meist wirklich nett gemeintes Danke ändert daran nichts.

Ich habe mich mal unterwegs mit einem naturliebenden Radler unterhalten. Er meinte auch, er muß anhalten, um die kleinen, schönen Dinge zu sehen.

Das obige Artikelfoto ist wie meine anderen Fotos von diesem Tag im manuellen Modus aufgenommen. Mit einem Belichtungsmesser im Sucher ist das gar nicht so schwer. Die Automatikprogramme meiner Kamera sind absoluter Schrott. Der Hersteller antwortet nicht auf Anfragen. Sei's drum, mich freut es, daß ich "richtig" zu fotografieren gelernt habe. Ich habe schon immer die Programmautomatik benutzt. Mehr als ISO und Meßmethoden muß mensch da aber nicht einstellen. Manueller Weißabgleich und manuelle Fokusierung ist auch noch möglich. Damit konnte ich bereits meinen eigenen Stil verwirklichen. Danach stellte ich längere Zeit die Belichtung von Hand ein. Ich lernte, was für mich optimale Belichtungszeiten sind, z.B. 1/680 Sekunde bei meinem Lieblingswetter und konnte diese zu den ISO-Werten nach Gefühl abschätzen. In dieser Phase habe ich mir vermehrt die Blendenwerte gelungener Fotos angesehen und als ich gesehen habe, daß auch die Blendenautomatik in schwierigen Situation patzt, entschied ich mich, es komplett manuell zu wagen.

Nun habe ich maximale Möglichkeiten, Fotos meine persönliche Note zu geben. Das ist meilenweit von dem entfernt, was solche Kameras im Vollautomatik-Modus machen. Beschämend ist auch, daß es weitaus billigere Einsteiger Spiegelreflex-Kameras und sogar Kompaktkameras des selber Herstellers gibt, die im Modus "Programmautomatik" technisch hervorragende Fotos machen, ohne daß Mensch viel tun muß. Hinsehen (können) ist ja immer noch das Wichtigste beim Fotografieren.

Linsenfehler und perspektivische Verzerrungen können Stilmittel sein, aber ich akzeptiere sie nicht als Merkmal der heutigen Fotografie. Als diese noch mit der Malerei konkurrieren mußte, haben sich die Fotografen größere Mühe gegeben! Daher meine Begeisterung für historische Fotografie.

Wer sich noch mehr Fotos vom beschriebenen Spaziergang ansehen möchte, findet diese in meinem Sammelsurium (~ S. 238).

Es war übrigens schweinekalt und ich wußte zuerst nicht, wie lange ich es aushalte. Irgendwann spürte ich die Kälte aber nicht mehr. Auch nicht an meinen Fingern in den Halbhandschuhen, die ich zum Fotografieren brauche. Da der Boden gefroren war, lief ich zurück querfeldein, wie auf meinem GPS-Track zu sehen ist. Zu anderen Jahreszeiten empfehle ich dies nicht, das brachte mir schonmal Ärger mit meiner Freundin ein. Quer durch ein Feld laufe ich generell nicht, auch den Agrarindustriellen zuliebe. Bauern gibt es ja kaum noch.

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Erstellt: 17. Februar 2021 22:28
Geändert: 18. Februar 2021 19:24
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