Initiative Pro Netzneutralität

Karina Hansen, einfach so von zu Hause abgeholt.

13. Mai 2013 23:48


© Foto: Hansen Family
Psychiatriekritik:

Psychiatrie ist eine Mogelpackung. Draußen steht Krankenhaus oder ähnliches dran, drinnen ist Knast. Über die Psychiatrie werden Menschen entsorgt, die der Gemeinschaft oder jenen die in Ihr die Fäden ziehen zu anstrengend geworden sind. Zuletzt wurde dies vielen durch den Fall Mollath deutlich. Manche erinnern sich vielleicht auch an die Zwangsverrentung hessischer Steuerfahnder aufgrund eines psychiatrischen Gefälligkeitsgutachtens. Weltweit werden politische Dissidenten in der Psychiatrie neutralisiert.

Infolge lang anhaltender, immer wieder neu entstehender Kritik an der Psychiatrie, versucht sich diese dem anzugleichen, was sie zu sein vorgibt. Das Problem ist nur, daß sich bis heute für ihre Grundannahme noch kein wissenschaftlicher Beleg gefunden hat. Geisteskrankheiten, die an abweichendem bis deviantem Verhalten festgemacht werden, sollen auf biologische Veränderung im Gehirn zurück zu führen sein.

Weil dieser Nachweis nicht gelingt, heißt es immer, das Gehirn wäre eben ein viel zu kompliziertes Organ, als daß man es wirklich verstehen könne. Dies hat in der Vergangenheit nicht davon abgehalten, dem Gehirn zur "Heilung" mittels inzwischen verbotener Lobotomie oder durch Elektroschocks Schäden und Traumas zuzufügen.

Elektroschock, ECT (Electroconvulsive Therapy) erlebt in den USA gerade eine Renaissance. Sieht man dazu den allgemeinen großen Verbrauch an Psychopharmaka, so scheinen sich die Psychiatrien baulich aufzulösen und auf die gesamte Gesellschaft auszudehnen. Dazu würde ja auch der Trend zu immer mehr Überwachungsgesetzen bestens passen.

Weil die Psychiatrie kein wirklich funktionierendes Modell für die von ihr behandelten Erkrankungen hat, beruhen ihre Diagnosen auf subjektiven Einschätzungen und Meinungen, nicht jedoch auf harten wissenschaftlich nachweisbaren Fakten.

Deutlich erkennbar ist dies an der neuen Fassung des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association, dem DSM-5, von dessen neuen, unpräzisen Erkrankungskategorien sich mittlerweile sogar die oberste amerikanische Behörde für mentale Gesundheit distanziert hat. Zuvor tat dies bereits Prof. Allen Frances, der die Erarbeitung von DSM-4 geleitet hatte.

Leider hat sich bei uns trotz des Falles Mollath fast niemand für die Kritik am DSM-5 interessiert, nach dem sogar Trauer wegen Verlust einer geliebten Person oder Besorgnis z.B. wegen einer Krebserkrankung zu therapiewürdigen Symptomen eines psychiatrischen Krankheitsbildes erklärt werden. Diese neuen Diagnosekriterien werden der Pharmaindustrie zusätzliche Gewinne und ihrer Lobby hohe Provisionen für deren Durchsetzung bescheren. Das DSM-Handbuch hat auch Einfluß auf den ICD (International Classification of Diseases) der Weltgesundheitsorganisation und betrifft somit langfristig auch uns.



Der Fall Karina Hansen:

Ihr Fall kann auf dx revision watch detaillierter nachgelesen werden.

1988 geboren, beginnt ihre Krankengeschichte mit einer an sich harmlosen Infektion (Mononukleose / Kußkrankheit), der anders als beim typischen Verlauf zahllose weitere Infektionen folgen. 2008 wird schließlich Myalgische Enzephalomyelitis (ME) (ICD-10 G93.3) diagnostiziert. Schon damals wird versucht, diese auch als chronisches Erschöpfungssyndrom ME/CFS bekannte Erkrankung mittels Verhaltenstherapie zu kurieren. Dies unterstellt keine körperliche Erkrankung, sondern fehlenden Willen. Die Kräfte von Karina erlauben es ihr aber nur für maximal eine Stunden pro Tag diesen aufzubringen.

Die ME-Diagnose wurde mehrfach von anderen Ärzten und selbst von Psychiatern bestätigt. Um diese Geschichte etwas abzukürzen, fanden sich im Mai 2012 zwei Psychiater ohne Ahnung von ME, die schließlich das Vorliegen einer geistigen Erkrankung feststellten. Ähnlich wie bei Gustl Mollath hatten diese beiden Fachleute Karina nichtmal gesehen, sondern wurden von den Gesundheitsbehörden nur telefonisch über den Fall unterrichtet.

Einer der beiden ist Leiter einer Forschungseinrichtung für funktionelle Störungen und Psychosomatik. Diese Klinik war von der Behörde zur Behandlung von Karina bestimmt worden. Trotz dem Nichteinverständnis der Eltern mit einer psychiatrischen Behandlung wurde Karina am 12. Februar 2013 gewaltsam aus ihrem Zuhause entfernt und in die Klinik gebracht. Die Eltern und deren Anwalt erhielten weder Akteneinsicht, noch wurde ihnen bisher gestattet, ihre Tochter in der Klinik zu besuchen.

Anfang April hatten die Eltern versucht, Karina zu besuchen. Nur ihre Schwester Janni, die von Beruf Krankenschwester ist, durfte sie kurz sehen. Nach ihrer Auskunft war Karina blaß und unfähig sie zu erkennen, unter Umständen also mit Neuroleptika vollgepumpt, was ja immer helfen soll.



Der Sinn hinter diesen Fall:

Zuerst einmal macht dieser Fall für mich überhaupt keinen Sinn. Auf den ersten Blick ist dies ein völlig unverständlicher Willkürakt der dänischen Behörden. Dänemark wurde mir immer als ein fortschrittliches Land mit hohem Lebensstandard, guter Schulbildung für alle und einer ein wenig verrückten aber liberalen Gesellschaft vorgestellt. Wie kann dort so etwas passieren?

2010 bekam mein Dänemarkbild den ersten großen Knacks. Damals habe ich für CSN eine böse Glosse dazu geschrieben, die auch in's Dänische übersetzt wurde. Es gibt dort nämlich ein Research Centre for Chemical Sensitivities, das sich dem Namen nach mit Menschen befaßt, die anders als die sogenannte normale Bevölkerung verschiedenste chemische Stoffe nicht vertragen. Oft ist dies ein ganzes Spektrum, das man mit Petrochemie (= big business) bestens umschreiben kann.

Kurzer Einschub, warum gerade petrochemische Stoffe immer mehr Menschen krank machen:

Als wir uns vom Tier zum angeblichen Menschen entwickelt haben, war das Öl im Boden und noch nicht in ca. 140.000 Derivaten in der Umwelt verteilt. Diese Stoffe kennt unser Immunsystem nicht. Deshalb ist es neben anderer Schadwirkung manchen Stoffen wie den sogenannten endokrinen Disruptoren möglich, an Hormonrezeptoren anzudocken und dort etwas Unvorhergesehenes zu bewirken. Uns z.B. dick zu machen, oder die Hirnentwicklung von Föten zu stören. Solche Erkenntnisse werfen auch die schulmedizinische Erklärung von Diabetes 2 über den Haufen und stellen das Paradigma von Paracelsius (die Dosis macht das Gift) und das der sicheren Grenzwerte in Frage. Aber dies würde uns von Karina zu weit entfernen und man müßte auch auf die Symptome hinweisen, unter denen die Menschen bei den Ölunfällen des Tankers Exxon Valdez 1989 in Alaska, der Deepwater Horizon Ölplattform im Golf von Mexiko im Jahre 2010 und bei der gebrochenen Öl-Pipeline in Mayflower am 29. März dieses Jahres gelitten haben.

Was taten nun diese Forscher, die mögliche Therapien für Menschen finden sollen, denen Petrochemie auch unter normalen Bedingungen nicht bekommt? - Statt die bisher einzig sinnvolle Strategie der Expositionsvermeidung zu propagieren, experimentierten sie mit Elektroschock-Therapie, um Symptome zu dämpfen. Nach einer ECT-Behandlung ist man nicht mehr in der Lage, über irgendwelche Symptome zu klagen, falls man überhaupt noch weiß, wer man ist. Sie hätten ihrer Versuchsperson genau so gut mit einem Holzhammer auf den Kopf hauen können.

Ist das eine adäquate Antwort darauf, daß die Lebensbedingungen seit Beginn der Industrialisierung bis heute immer ungesünder geworden sind, daß unser Immunsystem einer zunehmenden Belastung ausgesetzt ist, daß selbiges bei vielen Menschen wie zum Beispiel bei Karina Hansen versagt und es zum gehäuften Auftreten von Erkrankungen wie MCS (Multiple Chemical Sensitivity - ICD-10: T78.4), CFS/ME (Chronic Fatique Syndrome/Myalgische Enzephalomyelitis - ICD-10 G93.3), TE (Toxische Enzephalopathie, ICD-10 G 92), FMS (Fibromyalgie-Syndrom - ICD-10 M79.70), EMS (Elektrosensibilität - ICD-10 Z58) und SBS (Sick-Building-Syndrom - ICD-10 T75.8) kommt, die überwiegend schwer und nicht heilbar sind? Alles Erkrankungen, welche die Schulmedizin nicht mag und oft für psychisch bedingt oder für wenig erforscht erklärt, obwohl diese von der WHO anerkannt und deshalb im ICD gelistet sind. In Deutschland sind dies zugleich die kassenärztlich abrechenbaren Erkrankungen. Dafür wird Deutschland anderswo oft gelobt, obwohl hier kein Umwelterkrankter etwas davon hat.

Die Psychiatrisierung von Karina macht für mich folgenden Sinn:

Man entsorgt solche und ähnliche Fälle, damit gar nicht erst eine Kritik an Industrialisierung und Zivilisation, oder gar an Geschäftsmodellen aufkommt, die zu Lasten von Natur und menschlicher Gesundheit gehen. Vielleicht sind die Dänen gar nicht so böse, wie die beschriebenen Vorgänge nahe legen mögen. Vielleicht hat sich jemand das kleine, überschaubare Land als Versuchslabor ausgesucht.



Was tun?

Wenn Sie etwas für Karina unternehmen wollen, schreiben Sie am bester per Briefpost an die folgenden drei Adressen (bei mir hat nur die erste Emailadresse funktioniert):

Dänische Gesundheits- und Arzneimittelbehörde (Sundhedsstyrelsen):
Axel Heides Gade 1
2300 Copenhagen S
Dänemark
Email: sst[äht]sst.dk
Telefon: +45 7222 7400 Monday to Friday, 9:30 – 15:00.

Dänisches Regionalbüro:
Statsforvalningsen Midtjylland
St. Blichers Vej 6
Postbox: 151
6950 Ringkobing
Dänemark
Email: midtjylland[äht]statsforvaltning.dk
Telefon: +45 7256 8300

Landesbüro:
Holstebro County – Mayor’s Office
Rådhuset
Kirkestræde 11
7500 Holstebro
Dänemark
Email: kommunen[äht]holstebro.dk
Telefon: +45 9611 7500

Falls Sie eine Antwort bekommen, leiten Sie diese bitte an den Dänischen ME-Verein weiter: icerebel62[äht]hotmail.com

Stellen Sie unbedingt die folgenden Fragen:

Welche Verwaltungsbehörde hat die Entfernung von Karina aus ihrem Zuhause angeordnet und wer ist der Verantwortliche für diese Entscheidung?

Auf welches Gesetz stützt sich diese Aktion?

Warum wird den Eltern und ihrem Anwalt keine Akteneinsicht gewährt?

Warum dürfen die Eltern ihre Tochter nicht besuchen? Liegt gegen die Eltern irgend etwas vor?

Wie sieht der Therapieplan für Karina aus? Das Hospital nimmt nur jemand auf, wenn ein Therapieplan vorliegt.

Warum wird all dies geheim gehalten?


Die englische Version dieser Fragen finden Sie auf dx revision watch. Unterzeichnen Sie bitte auch die dort verlinkte Petition.



Kritische Links zur Psychiatrie:

Beschwerdezentren - 10 Jahre gegen die Psychiatrie Teil 1, Teil 2

Dx Revision Watch auf Twitter

Zwangspsychiatrie auf Twitter

Eine Textsammlung zu ECT von PsychRights

Das Portal ect.org

Die Schattenübersetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die seit 2009 auch in Deutschland gilt.

Fax-Aktion von Prof. Wolf-Dieter Narr gegen Zwangsbehandlungen




Beratung und Abstimmung über das Gesetz zur Regelung der betreuungsrechtlichen Einwilligung in eine ärztliche Zwangsmaßnahme


© Deutscher Bundestag, Aufzeichnung der 217. Sitzung vom 17.01.2013



UPDATE, 25.05.2013:

Mittlerweile versuchen die dänischen Gesundheitsbehörden, den Eltern die Verantwortung für Karina juristisch zu entziehen. Sie zweifeln die Legitimität des Mandates ihres Anwaltes an und wollen einen Vormund für Karina (24 Jahre) bestellen.

Den aktuellen Sachstand, inklusive eines Berichtes über Besuchsversuche der Eltern können Sie auf dx revision watch (engl.) nachlesen.

Falls Sie es noch nicht getan haben, schreiben Sie bitte an die dänischen Gesundheitsbehörden.

Ich bekam am 16.05.2013 von der Gemeinde Holstebro eine Antwort. Nach dänischer Rechtslage dürfe man mir aus datenschutzrechtlichen Gründen weder zum konkreten Fall, noch zur Behandlung von ME-Patienten im Allgemeinen Auskunft erteilen. Neben den obigen Fragen hatte ich auf die ECT-Fallstudie hingewiesen und einen opportunistischen, industriefreundlichen Umgang mit Umwelterkrankungen vermutet.

Trotzdem macht es Sinn, den dänischen Behörden zu zeigen, daß dieser Fall im Ausland bekannt ist und aufmerksam verfolgt wird.


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Erstellt: 13. Mai 2013 23:48
Geändert: 2. Juni 2013 13:17
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