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Schick und nützlich: Armbänder können die individuelle Schadstoffbelastung ermitteln

9. März 2014 00:55


Autor: Brian Bienkowski, 07.03.2012, Redakteur von Environmental Health News
Übersetzung: BrunO



© Foto: LexnGer CC: BY-NC via flickr 
Armbänder sind für Menschen die eine Kampagne unterstützen das Accessoire der Wahl. Bei der nächsten Welle dieser Gelenkbekleidung könnte es sich um das schicke Archiv unserer chemischen Schadstoffbelastung handeln.

Forscher der Oregon State University haben Freiwillige mit leicht modifizierten Silikonarmbändern ausgestattet und diese anschließend auf 1.200 Substanzen untersucht. Sie fanden mehrere Dutzend Verbindungen - alles von Koffein und Zigarettenrauch bis hin zu Flammschutzmitteln und Pestiziden.

"Wir waren über die Bandbreite der Chemikalien überrascht", sagt Kim Anderson, Professorin, Chemikerin und Hauptautorin der von Environmental Science Technology veröffentlichten Studie.

Im letzten Jahrzehnt sind seit Lance Armstrongs Livestrong Foundation billige farbenfrohe elastische Armbänder zu einem beliebten Modeassessoir geworden, um Wohltätigkeitsorganisationen und andere Kampagnen zu bewerben.

Anderson hatte anfänglich versucht, an Halsketten befestigte Anhänger auf Schadstoffe zu untersuchen. Doch dann sah sie bei einem Fußballspiel "alle möglichen Leute, sogar bodenständige Männer" Fan-Armbänder tragen. In diesem Augenblick kam ihr die neue Idee.

Silikon ist porös und verhält sich ähnlich wie menschliche Zellen, folglich "wollen" Chemikalien, sobald sie vom Armband absorbiert sind "nicht mehr in das Wasser oder die Luft zurück", sagte Anderson.

"Diese Studie bietet ein paar konkrete Möglichkeiten, das Manko epidemiologischer Studien zu beheben - nämlich eine Wissenschaft der Schadstoffbelastung", sagte Ted Schettler, wissenschaftlicher Direktor des Science and Environmental Health Network, einer gemeinnützigen Umweltmedizin-Interessengruppe.

Die Armbänder "können sowohl Chemikalien als auch Gemische erkennen und man kann sie leicht bei größeren Gruppen einsetzen um zu sehen, welche Verbindungen am häufigsten vorkommen", sagte er.

Dreißig Freiwillige trugen 30 Tage lang das orange-weiße Oregon State Armband. In ihnen hat man 49 Verbindungen festgestellt, dazu gehörten Flammschutzmittel, Haushalts-Pestizide, wie z.B. Entlausungsmittel für Haustiere, Koffein, Nikotin und zahlreiche Chemikalien die in Kosmetika und Parfüm zum Einsatz kommen.

Zusätzlich haben acht Freiwillige, die als Dachdecker arbeiteten, die Bänder acht Stunden pro Tag getragen. Die Forscher testeten diese auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAHs/polycyclic aromatic hydrocarbons), die in geteerter Dachpappe enthalten sind. In allen Armbändern der Dachdecker fanden sich diese Verbindungen, einschließlich zwölf von den Bundesbehörden als besonders gefährlich gelistete Schadstoffe. Erwartungsgemäß hatten jene Dachdecker, die weniger Schutzkleidung trugen und in geschlosseneren Räumen arbeiteten höhere Konzentrationen in ihren Armbändern, sagte Anderson.

Vor der Übergabe an die Freiwilligen mußten die Forscher Chemikalien entfernen, die während der Herstellung in das Silikon gelangen.

Anderson sagte, diese Armbänder stellen gegenüber Anlagen zur stationären Luftüberwachung einen großen Schritt dar, da diese nur Momentaufnahmen liefern und sich u.U. nicht in der Nähe von Menschen befinden. Individuelle Schadstoffbelastung zu erfassen bedeutet normalerweise, daß schwer zu bedienende und teuere Geräte in Rucksäcken getragen werden müssen.

Die Armbänder werden zuerst daraufhin untersucht, welche Chemikalien vorliegen, anschließend können die Forscher die Konzentration bestimmter Stoffe messen. Die Armbänder können aber manche Feinstaubpartikel nicht nachweisen und es ist noch nicht geklärt, ob sie einige der flüchtigeren Pestizide aufnehmen können.

Emily Marquez, ein wissenschaftles Mitglied der Interessengruppe Pesticide Action Network sagte, die Möglichkeit ein Armband zu benutzen, um die Belastung durch Zehntausende chemische Verbindungen quantitativ zu bestimmen ist aufregend.

Schettler sagte, die Armbänder könnten Behörden wie z.B. den Centers for Disease Control and Prevention [Gesundheitsämter] helfen, Menschen gezielter auf Schadstoffe zu untersuchen.

"Wir können anfangen, Fragen wie solche zu stellen: 'Warum hat Person A diese Chemikalie in ihrem Armband, aber Person B nicht?'", sagte er.

Anderson und Kollegen planen weitere Armband-Projekte, dazu gehören Agrarflächen in Afrika und Peru und die Umgebung hydraulischer Fracking-Anlagen in den Vereinigten Staaten.

Doch stürmen sie jetzt bitte noch nicht in die Läden, um ein Armband zur Messung chemischer Substanzen zu kaufen. Bis jetzt müssen diese immer noch einer chemischen Analyse unterzogen werden, damit man sehen kann, welche Chemikalien präsent sind.

Wie jedes neue Armband, hat dieser Fimmel die Forscher nun ebenfalls erfaßt.

"Meines hat definitiv Koffein nachgewiesen", sagte Anderson.



Der Original-Artikel "Armed with arm candy: Bracelets can detect people's chemical exposures" wurde von Environmental Health News unter CC: BY-NC-ND veröffentlicht. Abweichend von dieser Lizenz wurde mir die Übersetzung des Artikels gestattet. Für diese Übersetzung gilt das Lizenzmodell von UFOCOMES-blog ausdrücklich nicht! Anfragen wegen Übernahme sind an die Rechteinhaber zu wenden.

"Armed with arm candy" (vgl. eye candy / Zuckerle für's Auge) ist ein schönes leider nicht übersetzbares Wortspiel (pun). Weiterhin hakt es bei mir, "advocating group" mit Lobby zu übersetzen, daß dieser Begriff bei uns negativ besetzt ist und selten mit dem Vertreten von Verbraucherinteressen verbunden wird.




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Erstellt: 9. März 2014 00:55
Geändert: 9. März 2014 00:55
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