Initiative Pro Netzneutralität

Wer fliegt in den USA unbemannte Fluggeräte?

20. Januar 2012 21:29

Pressemeldung von EFF vom 10. Januar 2012
Übersetzung: BrunO

Die Regierung hält Informationen über die Genehmigung des Einsatzes von Drohnen zurück

Gebastelte Drohne © Foto: Fabio Niewelt CC: by-nc-sa via flickr – Slideshow

San Francisco – Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat heute (s.o.) gegen das amerikanische Transportministerium (Department of Transportation/DOT) Klage eingereicht und verlangt genaue Angaben über Genehmigungen, welche die Behörde für den Betrieb von unbemannten Fluggeräten, sogenannten Drohnen, erteilt hat.

Drohnen sind dafür vorgesehen, mit Überwachungsausrüstung bestückt zu werden – dazu gehören Video-Kameras, Infrarot-Kameras und Wärmesensoren, sowie Radar – dies kann eine ausgetüftelte und nahezu lückenlose Überwachung ermöglichen. Sie können auch Waffen tragen. Bisher wurden Drohnen meist ausschließlich vom Militär und von Sicherheitsfirmen benutzt. Doch die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde setzt Drohnen innerhalb der Vereinigten Staaten ein, um die US-Grenzen abzufliegen, staatliche und lokale Strafverfolgungsbehörden setzen unbemannte Fluggeräte immer häufiger für Ermittlungen bei Viehdiebstahl, Drogenhandel und für die Suche nach vermißten Personen ein.

Jede Drohne die höher als 400 Feet (ca. 122 Meter) fliegt, braucht eine Zulassung oder Genehmigung der Bundesluftfahrtverwaltung, die zum Transportministerium gehört. Doch die Öffentlichkeit verfügt zur Zeit über keinerlei Informationen, wer genau diese Genehmigungen für welchen Zweck erhalten hat. EFF stellte gemäß dem Freedom of Information Act (Informationsfreiheitsgesetz) im April 2011 einen Antrag, genaue Auskunft über diese unbemannten Flugaktivitäten zu bekommen, doch das Ministerium war bisher nicht in der Lage, diese Information bereit zu stellen.

“Drohnen geben der Regierung und anderen Betreibern von unbemannten Fluggeräten ein sehr wirksames, neues Überwachungswerkzeug in die Hand, um sehr umfänglich und zudringlich Daten von amerikanischen Bewegungen und Veranstaltungen zu sammeln”, sagte die EFF-Anwältin Jennifer Lynch. “Wenn die Regierung nun damit beginnt, über den Gebrauch dieser Fluggeräte politisch zu entscheiden, muß die Öffentlichkeit mehr darüber wissen, wie und warum diese Drohnen eingesetzt werden, um Bürger der Vereinigten Staaten zu überwachen.

Dutzende Firmen und Forschungs-Organisationen arbeiten daran, noch ausgefeiltere Drohnen zu entwickeln, deshalb wird sich ihr Einsatz in den kommenden Jahren mit Sicherheit dramatisch ausweiten. Inzwischen deuten Meldungen darauf hin, daß die Federal Aviation Administration (FAA/Bundesflugbehörde) nach Möglichkeiten sucht, wegen der erhöhten Nachfrage von Bundes-, staatlichen und örtlichen Verwaltungen, noch mehr Drohnen in den nationalen Luftraum zu integrieren. Die Klage von EFF verlangt eine sofortige Antwort auf unseren Auskunftsantrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz. Dies umfaßt die Herausgabe der Daten aller erteilten Zulassungen und Genehmigungen für unbemannte Flüge, abgelaufene Zulassungen und alle Anträge, denen nicht stattgegeben wurde.

“Der Einsatz von Drohnen im amerikanischen Luftraum könnte die genaue Verfolgbarkeit des Aufenthalts von Bürgern dramatisch erhöhen – eine Überwachung, die mit sehr persönlichen Details unseres Privatlebens unsere Privatsphäre verletzt”, sagte Lynch. “Wir verlangen vom Transportministerium, sich an das Gesetz zu halten und unseren Auskunftsantrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz zu beantworten, damit wir erfahren können, wer die Drohnen warum fliegt.”

Weitere Informationen (engl.)


Das Original dieser Pressemeldung “Who Is Flying Unmanned Aircraft in the U.S.?” wurde unter der Creative Commons Lizenz: by veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt das Lizenzmodell dieses Blogs. Die Bildrechte sind gesondert angegeben.


Anmerkung:

Drohnen, Mikrokopter oder Quadrocopter waren und sind schon länger Bastelhobby von sogenannten Nerds. Am Anfang, bevor diese Teile mit Foto- oder Videokameras bestückt wurden, durfte die Faszination sicher darin bestanden haben, sie überhaupt in der Luft zu halten. Aerodynamische Eigenschaften haben sie fast keine, was besser ist als schlechte, sie wiegen nicht viel und sie haben mehrere direkt angetriebenen Rotoren. Die erforderlichen Materialien und Bauteile gab es schon immer, den Rest besorgen Microcontroller, kleine Prozessoren, für die Programme geschrieben werden mußten, damit die Dinger fliegen und steuerbar sind. Balance und Steuerung übernehmen die Rotoren. Wenn man also von der spärlichen Hardware absieht, handelt es sich bei solchen Drohnen um fliegende Software. Genau das Richtige für Nerds.

© Foto: Lenz Grimmer CC: by-nc-sa via flickr 
© Foto: Fabian Naw CC: by via flickr 

Mittlerweile werden solche Flugapparate, wie diese Pressemeldung zeigt, nicht nur zum Spaß eingesetzt. Auch für unsere Polizei sind sie ein nützliches Tool, um z.B. Fußballspiele zu überwachen und wenn es erstmal genug geschickte Piloten gibt, werden sie sicherlich auch bei uns zur Luftüberwachung von Demonstrationen eingesetzt, fallen sie doch nicht so schnell wie ein lärmender Hubschrauber auf und kommen viel näher ran.

Ehemaliger Flughafen Tempelhof © Foto: Stefan Kellner CC: by-nc via flickr 
Bühler in Appenzell, Schweiz © Foto: airpod1 CC: by-sa via flickr 
Zürich © Foto: airpod1 CC: by-sa via flickr 
Quadrocopter auf dem 25c3 © Foto: Thees CC: by-sa via flickr 

Ob die Nerds deshalb von dieser Technik vielleicht lieber die Finger hätten lassen sollen? – Wer weiß, vielleicht sehen wir bald Occupy-Livestreams, die von solchen Drohnen aufgenommen werden. Oder es gibt irgendwann den als Rasierer oder Ventilator getarnten Taschenhubschrauber, mit dem man sich willkürlichen Festnahmen entziehen kann.


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Erstellt: 20. Januar 2012 21:29
Geändert: 20. Januar 2012 21:29
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