Initiative Pro Netzneutralität

Occupy Wall Street ruft zum Generalstreik am 1. Mai auf

21. Februar 2012 00:59

Autor: Nathan Schneider für Waging Nonviolence, 15. Februar 2012
Übersetzung: BrunO


© Grafik: www.occupymay1st.org 
Auf der Generalversammlung (Asamblea) vom 14. Februar bekam die Abteilung der Träumer ein sehr außergewöhnliches Geschenk zum Valentinstag: Die Asamblea stimmte für einen Entwurf der Arbeitsgruppe Direkte Aktion der vorsieht, für den 1. Mai 2012 zu einem Generalstreik aufzurufen. Die Occupyer feierten dies mit Jubelrufen und Valentinstag-Luftballons.

Die Genralversammlung nahm folgenden Text an:

Am 1. Mai 2012 schließt sich Occupy Wall Street solidarisch den Aufrufen für einen Tag ohne die 99 Prozent an, ein Generalstreik und mehr!! Wo immer sie sich befinden, wir rufen für den 1. Mai zu folgendem auf: *Keine Arbeit *Keine Schule *Keine Hausarbeit *Kein Einkaufen *Keine Bankgeschäfte   GEHEN SIE ZUM PROTESTIEREN AUF DIE STRASSEN!!!!!

Die Vorstellung von einem Occupy Generalstreik geisterte schon eine Weile herum. Eine der vielen Facebook-Seiten, die dazu eingerichtet worden waren, hatte mehr als 10.000 Besucher. Occupy Los Angeles hat im vergangenen September schon sehr früh zu einem Generalstreik am 1. Mai aufgerufen und Occupy Oakland hat sich Ende Januar angeschlossen. Die Occupy Wall Street Arbeitsgruppe Direkte Aktion versuchte sich der Idee strategisch zu nähern; obwohl viele Mitglieder wenig davon abhielt dazu aufzurufen sorgten sie dafür, daß dies unter jenen die dafür gewonnen werden mußten beraten wurde, deren Teilnahme unverzichtbar sein würde. Seit Anfang des Jahres haben sie zweimal wöchentlich – in einer mit bis zu 150 Menschen gefüllten Kirche oder im Laden eines Gewerkschaftsbüros – Versammlungen abgehalten, zu denen Organisatoren aus Gewerkschaften, Vertreter von Initiativen für Immigranten-Rechte, Künstler und Anarchisten erschienen.

Diese Interessenvertreter stritten gemeinsam darüber, was ein Generalstreik 2012 in Anbetracht der Schwäche der organisierten Arbeiterschaft überhaupt bedeuten könnte und ob ein derart großmäuliger Aufruf nicht anders als peinlich enden könnte. “[D]er [Generalstreik] muß ein demaßen großes Ausmaß annehmen, daß Gegenmaßnahmen sinnlos erscheinen”, sagte jemand in einer der ersten Sitzungen am 11. Januar. Während eine Stimme an jenem Abend argumentierte, “der Zweck dieses Mittels bestünde darin, bestimmte Ziele zu erreichen” – das Mittel Generalstreik, zog es jemand anderes vor “keine Forderungen aufzustellen, sondern eher das zu nehmen, was uns eh gehört”. In diesen Diskussionen einigte man sich darauf, daß der unbestimmtere Slogan “Ein Tag ohne die 99 Prozent” zusammen dem Wort “Generalstreik” verwendet werden sollte.

Der vielleicht am meisten versprechendste Aspekt einer Aktion am ersten Mai ist die Überschneidung mit der May Day Coalition for immigrants’ rights (1. Mai Koalition für die Rechte von Immigranten), welche für diesen Tag bereits Aktionen geplant hatte und die über eine große Mobilisierungskraft im ganzen Land verfügt – wie die massiven Proteste im Jahre 2006 gezeigt haben. Am Ende der Versammlung sagte ein Gewerkschafter der Wäschereiarbeiter der nur Spanisch sprach zu den den Occupyern: “Jede Eurer Kampagnen ist unsere Kampagne.” Die Occupyer werden im Gegenzug zeigen müssen, daß die Belange der Immigranten auch die ihren sind.

Alles hängt davon ab, was in der Zeit bis zum ersten Mai passiert. “Ich finde es äußerst aufregend, wie viel Zeit wir bis dahin haben”, sagte jemand auf dem Treffen am 11. Januar. Immerhin ist es mehr Zeit, als die Adbusters zwischen ihrem ersten Aufruf zu Occupy Wall Street im Juli und dem Beginn am 17. September angesetzt hatten. Inzwischen hat die Arbeitsgruppe Direkte Aktion den ersten Mai zu ihrer wichtigsten Angelegenheit gemacht und alle Aktionen die sie dazwischen plant sollen den Verlauf einer Chronik von sich steigernden Ereignissen annehmen und auf diesen Tag hinführen – dies begann [Gestern/s.o.] mit dem “Times Square kiss-in”. Die Herausforderung besteht darin, den Leuten auf die ein oder andere Art zu zeigen, daß ein Generalstreik sogar möglich ist und was eine Teilnahme an diesem tatsächlich bedeutet. Vielleicht ist es vor allem eine Herausforderung für die Vorstellungskraft, wie der Kunstkritiker und Organisator Yates Mckee sagt, dies ist eine Chance damit anzufangen “sich vorzustellen und davon zu träumen, wie eine Stadt für die und der 99 Prozent aussehen würde”.

Nach einem der Treffen blickte eine der ursprünglichen Organisatorinnen von Occupy Wall Street in die Runde ihrer Freunde und sagte: “Schaut Euch an! Wir haben alle verrückte Augen!” Das stimmte, niemand sah ganz normal aus. Aber um im Jahre 2012 in New York zu einem Generalstreik aufzurufen, und sich sogar daran zu machen ihn vorzubereiten, muß man wahrscheinlich ein bißchen verrückt sein.


Der Original-Artikel “Occupy Wall Street calls for May Day general strike” wurde unter der Creative Commons Lizenz: by-sa veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt das Lizenzmodell dieses Blogs, by-nc-sa.


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Erstellt: 21. Februar 2012 00:59
Geändert: 21. Februar 2012 18:24
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