Initiative Pro Netzneutralität

ReactOS 0.3.10 erschienen

8. Juli 2009 06:04

Man kann alles politisieren und dann bekommt man es vielleicht als übertrieben vorgehalten. Zum anderen ist aber alles was die Lebensbedingungen von Menschen beeinflußt politisch. Was ein Computer kostet, ist bei uns vielleicht nur eine statistische Variable. Weltweit ist das eine politische Frage. Die Initiative einen möglichst billigen tragbaren Computer zu entwickeln und in Dritte Welt Ländern Schulkinder damit auszustatten, hat sogar etwas mit dem Weltfrieden zu tun. Entweder wir teilen unser Knowhow und schließen niemand aus, oder wir werden von Barbaren überfallen. Leider hat die Entwicklung des sogenannten 100-Dollar Laptops eher dazu geführt, daß es bei uns Netbooks gibt, als daß in der Dritten Welt Schüler so ein Teil in den Händen halten würden.

OpenSource wird gerne in der Wirtschaft eingesetzt oder muß aus Kostengründen eingesetzt werden. Das Internet hätte sich ohne OpenSource völlig anders entwickelt. Die auf dem Markt nichts kostende Software ist jedoch nicht kostenlos. Bezahlt wird diese zum einen von Firmen, die OpenSource Entwickler anstellen und ihnen so ein Auskommen ermöglichen. Zum anderen bezahlt die Allgemeinheit OpenSource. Jeder Programmierer wurde von seinen Eltern groß gezogen, ging zur Schule, genoß eine Ausbildung. Das Hervorbringen von hochqualifizierten Fachleuten ist eine gesellschaftliche Leistung. Das ist ein gutes Argument gegen Patente im Allgemeinen. Wer nur auf seine persönliche Leistung pocht und sie durch ein Patent gesichert sehen möchte, sollte daran denken.

Doch zurück zu unserem persönlichen, beschränkten Horizont.

Wer mit den Produkten von Microsoft glücklich ist, soll dies bitte bleiben. Unixe, Linux oder andere Unixderivate sind nicht jedermanns Sache. Der Erfolg von Ubuntu ist beeindruckend, denn es ist wirklich einfach zu handhaben. Mich als Debian-User nervt aber einiges an Ubuntu. Ich muß es nicht benutzen und kann es trotzdem als Alternative empfehlen. Hoffnung gibt es vielleicht für jene, die Microsoft nicht mögen, aber mit keinem anderen Betriebssystem arbeiten könnten.

Weltweit gab es mehrere, teilweise sogar von Regierungen geplante Ansätze, ein Windows-ähnliches Betriebssystem zu entwickeln. Überlebt hat ReactOS, von dem am 05.07.2009 die Veröffentlichung der Version 0.3.10 auf der Homepage des Projektes gemeldet wurde.

ReactOS befindet sich immer noch in Alpha-Status. Entwickelt wird es seit 1996. Die Entwickler empfehlen es noch nicht für den täglichen Gebrauch. Ich verfolge das Projekt schon länger und habe mir gestern die neuste LiveCD herunter geladen. Mit der kann man fast nichts anfangen. Wenn man einen alten Rechner zum fest installieren über hat, kann man damit bestimmt mehr machen als nur angucken. Sobald USB auf diesem System uneingeschränkt funktioniert, kann ich damit die Firmware von Hardware updaten, die zwar unter Linux läuft, deren Updates es aber nur als auf Windows ausführbare Dateien gibt. Mehr Verwendung werde ich für ReactOS vermutlich nie haben.

Das Besondere an ReactOS ist die angestrebte absolute Binär-Kompatibilität zu Windows. Das heißt, auf diesen Betriebssystem würden beliebige Windowsprogramme laufen. Da steckt viel Sprengstoff drin. Microsoft hätte bestimmt etwas gegen so ein Betriebssystem als Konkurrenz. Die Anwender die sich als Kunden abwenden, könnten ihre für (genauer wegen) Windows gekaufte Software darauf laufen lassen. Ein häufiges Argument gegen Linux ist z.B., daß darauf PhotoShop nicht läuft.

Anfang 2006 kamen Gerüchte aus dem Kreis der Entwickler auf, der Quelltext des Betriebssystemes könnte durch Reverse-Engineering gewonnenen Code von Microsoft enthalten. Das hätte gegen die eigenen Regeln des Projektes verstoßen. Die Angst vor einer Klage von Microsoft sitzt den Entwicklern bestimmt in Nacken. Es kam zu einer Krise. Das Projekt wurde kurzzeitig gestoppt. Es wurde beschlossen den gesamten bis dahin existierenden Quelltext zur eigenen Gewißheit zu überprüfen. Diese “Audition” dauerte bis August 2008. Parallel dazu wurde weiter entwickelt.

Im Moment weiß noch niemand, wann ReactOS soweit ist, daß man es in einer produktiven Umgebung einsetzen könnte. Wenn das heute bereits der Fall wäre, würde dies so manches Linux Migrationsvorhaben öffentlicher Verwaltungen überflüssig machen. Mac-Rechner sind für Beamte zu schick und zu teuer.

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Erstellt: 8. Juli 2009 06:04
Geändert: 8. Juli 2009 06:14
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