Initiative Pro Netzneutralität

Michael Hansen ist tot!

12. Juli 2009 02:40

Ich kann mich leider nicht in den Chor seiner Nachrufer einreihen. Ich vermisse andere Musiker mehr: Rory Gallagher, Tamara Danz, Gundermann, Chris Whitley oder Hendrix, den ich mir kaum als 67-Jährigen vorstellen mag – alt, fett und schrecklich wichtig. Kill your Idols!

Was gibt es an Jacko zu bewundern? Ich fand ihn pervers. Netter gesagt war er ein klinischer Fall. Eine arme Sau. Trotz seines Geldes mit dem er wie viele Stars nicht haushalten konnte und das ihn offenbar nicht glücklich machte. Wer interessierte sich zuletzt noch für ihn? Vielleicht ältere Leute die aus Langeweile und Einsamkeit Klatsch und Tratschmeldungen in der Zeitung lesen.

Wer mal einen echten Horrorfilm sehen will, der schaue sich Fotos vom ihm in zeitlicher Reihenfolge an. Man sieht unglaubliche Veränderungen. Sie enden als bemitleidenswerte Karikatur. Zuletzt hatte er wohl jede Vorstellung von seiner Außenwirkung verloren. Zu erfolgreichen Zeiten verstand er es, sich bestens zu inszenieren. Wobei ich nicht weiß, ob das sein alleiniges Werk war. Wozu gibt es Choreographen und Imageberater? Er lieferte sich der rücksichtslosesten aller Maschinen aus. Er ließ sich vom Wegbereiter der Globalisierung zum Weltstar machen.

Vielleicht verstehe ich, wie man auf die Idee kommen kann, sich von einer zur anderen Rasse umoperieren zu lassen. Schwarze fühlen sich in den USA heute noch minderwertiger. Selbst unser Umgang mit ihnen bewahrt sie nicht vor solchen Empfindungen. Wer sich aus welchen Gründen auch immer für eine derartige “Schönheits”-Operation entscheidet, scheint aber keinerlei Selbstwertgefühl zu besitzen. Vielleicht hatte er jeden Bezug zur Realität soweit verloren, daß er nicht einmal mehr seinen Körper zu seiner Identität zählte. Er war wohl radikaler als Orlan. Wie abgehoben er war bewies er, als er bei Aufnahmen für einen Videoclip in einer schäbigen Wohnung fragte, ob es Menschen gäbe, die wirklich so leben würden. Dabei hat man ihn bestimmt nicht in die mieseste Bude der Bronx verfrachtet.

Was ist nun zu seiner Musik zu sagen?

Vor allem war es Kommerz. Gerne erinnere ich mich an die “Jackson Five”. Songs wie “ABC” und “I’ll be there” hob er mit seiner kindlich charmanten Stimme über das Niveau eines Motown-Massenproduktes. Die Musik mit der er später viele Platten und CDs verkaufte, hatte zwar wiedererkennbare Züge eines eigenen Stils, typische Sounds und gut sitzende Allerwelts-Rhythmen, doch diese waren von geringer Schöpfungshöhe und dem Zeitgeschmack geschuldet.

Seine Musik war nichts besonderes. Sie war sehr gut produziert und nicht ganz so stumpfsinnig repetitiv und drogenbedürftig wie die heutige Endlosschleifenmusik. Wie ein anderer überschätzter Popmusiker aus Österreich war er ein guter Handwerker und gute Leute wie Quincy Jones haben ihm gelegentlich geholfen. Mehr nicht. Stilistisch kann man seine Musik nirgends einordnen, sie ist weder Pop noch Rock und genauso wie er weder schwarz noch weiß. Sein Gesang war weder männlich noch weiblich. Er war kein Countertenor. In keine Schublade zu passen könnte Originalität bedeuten, wenn mehr Kreativität vorhanden gewesen wäre oder wenn man wenigstens wie bei Prince seine Roots rausgehört hätte. Dies hätte aber einer kommerziellen Verwertung in derartigen Größenordnungen im Wege gestanden. Er durfte niemandem nicht gefallen. Das war seine größte Leistung. Seine Musik war steril.

Wie bei Mozart, scheint es einen ehrgeizigen Vater zu geben. Auch der Plot scheint der selbe zu sein. Nun kommen Gerüchte über die Ermordung des Wunderkindes auf. Freiwilliger Selbstmord ist für die Unsterblichkeit eines Künstlers viel besser, doch manchmal muß eben nachgeholfen werden. Wenn man seinen Vater von den Nachkommen reden hört, schwant einem Böses. Er sieht sie bereits als die kommenden Stars. Man möge so einen Vater auf der Stelle einsperren damit er nicht noch mehr Unheil anrichten kann.

RIP!

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Erstellt: 12. Juli 2009 02:40
Geändert: 12. Juli 2009 02:46
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