Initiative Pro Netzneutralität

Mit twitter tweeten

19. Juli 2009 21:29

Weil heute Sonntag ist, gibt es zur Abwechslung eine Geschichte zu lesen. Früher hat man sich für diesen Tag extra bessere Sachen angezogen und die Augen der Kinder haben den ganzen Tag geleuchtet. Heute ist alles scheiß egal. Jeder Tag ist gleich.

Als ich diesen Blog eingerichtet habe dachte ich bereits daran, mich bei Twitter anzumelden. Wenn ich meine neusten Einträge dort ankündige, habe ich eine Million Leser oder so ähnlich. Nun war es so weit. Ich las mir die Terms von Twitter durch und fand sie OK. Die wollen nur Vor- und Zunahme und eine Mailadresse.

Ich meldete mich mit meinem echten Namen an, denn ich wollte auffindbar sein. Ein Captcha soll Roboter vom Anmelden abhalten. Ich bin aber kein Roboter und konnte die Krakeln trotzdem nicht lesen. Die Audioausgabe half mir nicht weiter. Eine Braille-Zeile habe ich nicht. Kann ich nicht. Egal, neues Captcha. Nach dem zehnten hat es geklappt. Auf dem Weg dahin streikte ab und zu die Seite.

Nun konnte ich mein Profil einrichten. Farben auswählen usw. Ist alles ganz easy, damit jeder Hempel es schafft. Los ging’s mit: “Hello twitter world! #zensursula” Und weg war’s. Nur wo? Eine Suche nach Zensursula zeigte meinen Tweet nicht an. Ich probierte noch öfter mit anderen Keywords und Flüchen. Schließlich stellte ich fest, daß ich weder unter meinem Userpseudonym noch unter meinem echten Namen auffindbar bin. Das war am nächsten Tag nicht anders. Mein Profil war zwar öffentlich, aber autistisch.

Nun folgt etwas, wofür ich amerikanische Webseiten hasse. Natürlich gibt es eine Hilfe. Damit die Macher des Services nicht durch das Beantworten der immer gleichen Fragen von ihrer eigentlichen Arbeit abgehalten werden, gibt es FAQs oder Known Issues. Das beschäftigt eine Weile. Man klickt sich so durch und landet schließlich wieder da, wo man angefangen hat. Da es verschiedene Verzweigungen gibt, kann man ungefähr unendlich viele Runden drehen. Ganz wichtig ist, daß man auf diesen Runden nirgends auf eine Service-Mailadresse oder auf eine sonstige Möglichkeit der Kontaktaufnahme stößt. Dieses tolle Prinzip haben die Amis vor Jahren als tragenden Pfosten des eCommerce erfunden.

Trotzdem fand ich eine Mailadresse an die man sich in Angelegenheiten des Urheberrechts wenden kann. Ich mailte da hin. Die automatische Antwort sagte mir, ich solle innerhalb von 48 Stunden nochmal schreiben, falls mein Problem trotz dieser automatische Antwort weiterhin bestehen sollte. Das machte ich sofort. Ein Mensch antwortete aus meinem Spamordner – vermutlich durch Auswahl geeigneter Textbausteine. Ich erfuhr, daß es einen Quality-Filter gäbe, der manchmal Suchergebnisse blockt wenn diese wie belästigende Werbung aussähen. Das Serviceteam habe auf diesen Filter keinen Einfluß und könne ihn nicht ausschalten. Falls mein Problem weiterhin bestehen sollte, könnte ich noch einmal innerhalb von usw. …

Wozu hat man amerikanische Freunde? Ich mailte Peter und bat ihn mich zu followen. So heißt das, wenn man die Nachrichten eines anderen Nutzers abonniert. Tatsächlich erreichten mich seine Tweets. Wir konnten uns sogar persönlich, d.h. nicht öffentlich einsehbar schreiben.

Peter meinte, Borat wäre schuld. Baron Cohen soll sich also lieber nicht in Berlin blicken lassen!

Weil der gerade auf Brüno macht, würde ich rausgefiltert. Richtig gerafft habe ich das nicht, obwohl wir uns auf Deutsch schreiben. Was verarschte Schwule und schlecht englisch sprechende Österreicher mit meinem Twitter-Account zu tun haben, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Die Amis sind schon komisch, außer Peter. Was sagte Asterix auf der Harley?

Ich dachte nach diesen Erfahrungen mit twitter immer noch an die Millionen potentieller Leser und meldete mich nochmal mit einem völlig blödsinnigen fake name an. Dieser Account funktionierte bereits nach 10 Minuten. Ich bekam eine Begrüßungsmail.

Ich muß hier anmerken daß ich wirklich nichts gegen twitter habe und diesen Service sehr schätze. Vielleicht fasse ich ihn nur anders auf, als er von den Machern gemeint ist.

Der größte Nutzen ist nicht, daß ich “was ich gerade am doing bin” tweeten oder auf Leser meines Blogs hoffen kann. Um die wirkliche Power von twitter nutzen zu können, braucht man nichtmal registrierter Nuzter sein. Das hören die Macher bestimmt nicht gerne.

Das Stärkste ist meiner Ansicht die Suche. Wenn ein Thema am Dampfen ist, kommt man mit dem Lesen kaum nach. Geben Sie ein Stichwort ein, das Ihnen am Herzen liegt. Ob mit oder ohne “hash (#)” macht keinen großen Unterschied. Suchen Sie nach #krümmel oder #rente. Die Ergebnisseite wird laufend aktualisiert. Wenn Sie keinen speziellen Client benutzen, müsse Sie auf neu Laden klicken und die Seite reloaden. Wird alles angezeigt. Kann jeder! Nur keine Angst vor dem Computer!

Verstehen kann man das nur, wenn man es einmal erlebt hat. Wenn nichts los ist sieht man wie lange es dauert, bis das was alle wissen im letzten Dorf angekommen ist. Jetzt brauchen wir nur noch eine Behörde, die für uns die Ergebnisse filtert, damit niemand zu Schaden kommt. Am besten das BKA oder das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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Erstellt: 19. Juli 2009 21:29
Geändert: 19. Juli 2009 21:39
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