Initiative Pro Netzneutralität

Alles über den Klimawandel

15. Oktober 2009 00:00

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Mich interessiert überhaupt nicht, ob CO2 oder Methan-Pupse für den Klimawandel verantwortlich sind. Es ist zu vermuten, daß sich das rücksichtslose Werkeln des Menschen auf das Klima auswirkt. Wir sind bald sieben Milliarden und da wäre es doch gelacht, wenn wir diesen Planeten nicht kaputt kriegen würden.

Selbst wenn uns kein Klimawandel bevor stünde oder wenn sich dessen Auswirkungen nicht als schädlich herausstellen sollten, wären Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften angebracht, falls uns etwas an unserem Wohlergehen liegt. Die materiellen Lebensbedingungen mögen sich für uns verbessert haben, da wir zufällig in der Ersten Welt leben. Die gesundheitlichen Lebensbedingungen haben sich mit dem Prozeß der Industrialisierung und der Verbreitung petrochemischer Produkte verschlechtert. Darüber kann man sich genauso wie über CO2 streiten. Es sieht so aus, als ob die Menschen Dank des medizinischen Fortschrittes immer gesünder leben müßten oder zumindest die Chance dazu hätten. Daß dies nicht alle schaffen und einer Zivilisationskrankheit zum Opfer fallen ist bekannt und wird von niemand geleugnet.

Strittiger ist, daß es immer mehr Menschen gibt, die das was der sogenannte normale Mensch an Umweltbelastungen aushält nicht vertragen. Während man in Studien das Aussterben von Insekten und anderer Tiere als Indikator für die bedrohte Natur statistisch erfaßt, stellt man die umweltbedingte Erkrankung von Menschen in Frage. Wenn Menschen auf Spuren allgegenwärtiger Chemikalien mit komplexen Erkrankungen reagieren, erklärt man dies als psychisch bedingte Überempfindlichkeit. Daß diese in der Tat empfindlicheren Menschen ein Indikator für sich verschlechternde Lebensbedingungen sein könnten, läßt man nicht zu.

In den USA schätzt man die Zahl solcher störender Überempfindlicher auf 48 Millionen. Das wären etwa 16% der Bevölkerung. In einer seit 1998 jährlich stattfindenden Kampagne riefen Bürgermeister und Gouverneure den Monat Mai 2009 zum Monat des Bewußtseins für MCS und Gift in Alltagsprodukten aus. Selbst wenn es bei uns aus welchen Gründen auch immer nur halb so viele zu empfindliche Menschen gäbe, wären das über 6 Millionen Umweltkranke in Deutschland.

Falls jemandem diese Zahl zu spekulativ erscheint, so ist in Deutschland nach dem vom Statistischen Bundesamt im Jahr 2000 veröffentlichten Spezialbericht Allergien von 12 bis 20 Millionen Allergikern auszugehen. Sensibilisiert aber nicht zwangsläufig erkrankt sollen rund ein Drittel aller Bundesbürger sein. Das wären ungefähr 28 Millionen. Allergiker reagieren wenn Sie Glück haben mit überschaubaren Reaktionen auf nur einen allergenen Stoff. Das sind längst nicht mehr nur Naturstoffe, wie dies der obige Spezialbericht weiß machen will, sondern auch Chemikalien im Haushalt, am Arbeitsplatz und in der Umwelt.

Warum tut man sich mit der Diagnose von Allergien leichter als mit Umwelterkrankungen wie MCS? Hat es damit zu tun, daß Allergien von den meisten Erkrankten als individuelle körperliche Unzulänglichkeit akzeptiert werden? Eine Umwelterkrankung enthält den Vorwurf ungesunder Lebensbedingungen.

Was ist nun Multiple Chemikalien Sensibilität (MCS)? Die daran Erkrankten reagieren nicht auf bestimmte einzelne Allergene sondern auf eine Vielzahl von Noxen. Sie reagieren auf Giftstoffe in nicht als schädlich geltenden Konzentrationen. Viele dieser Stoffe werden im Alltag mit funktionalen Namen und nicht als Gifte bezeichnet. Z.B. Lösungsmittel, Desinfektionsmittel, Reinigungsmittel, Farben, Kleber und Duftstoffe. Umweltschadstoffe wie Autoabgase und andere Verbrennungsprodukte machen MCS-Kranken ebenfalls zu schaffen. Anders als Allergiker entwickeln sie nicht einzelne Symptome sondern erkranken systemisch. Der ganze Körper ist betroffen. Olfaktorische (riechbare) Stoffe lösen anfallartige bis bedrohliche Zustände aus, sogar wenn der Geruchssinn nicht beteiligt ist. Manche MCS-Kranke können sich nicht einmal in ihre Wohnung zurück ziehen, weil sie dort auf Sporen von Schimmelpilzen, auf ausgasende Stoffe der Bausubstanz oder auf Giftstoffe aus Möbeln und Textilien reagieren. Das treibt immer wieder Menschen in den Selbstmord. MCS kann über eine akute oder schleichende Vergiftung durch Noxen erworben werden. Nach amerikanischen Studien können gut 40% der Betroffenen die Auslöser ihres Leidens konkret benennen. Ein signifikanter Anteil von ihnen gab Lösungsmittel oder Pestizide an.

Entgegen mancher Behauptungen ist diese Erkrankung nicht unerforscht. Auf der Ebene von biochemischen Vorgängen ist vieles erklärbar. Wo ist denn der berühmte Krebs-Erreger? Wer außer Demagogen zweifelt an Krebs und wieviele Krankheiten sind wirklich bis in’s letzte erklärbar? Darf man objektiv vorhandene organische Erkrankungen uminterpretieren und die Kranken mit Psychopharmaka weiter vergiften? CSN-Deutschland bietet eine Hilfe zur Diagnose (PDF-Link) oder ausführliche Literaturnachweise an.

Ein Streitpunkt und wie in einem früheren Posting geschildert Gegenstand eines Edit-Wars auf Wikipedia ist die Klassifikation von MCS und damit deren fachliche und juristische Anerkennung als organische Erkrankung in Deutschland. Diese kann mit einem Schreiben des Deutschen Institutes für Medizinische Dokumentation und Information an CSN-Deutschland (PDF-Link) am einfachsten belegt werden. Wer daran zweifelt, muß selber beim DIMDI nachfragen. Das DIMDI ist dem Bundesministerium für Gesundheit nachgeordnet. Deutschland ist Mitglied in der WHO. Die WHO erstellt einen Schlüssel zur Klassifikation von Krankheiten. Aktuell ist dies der ICD-10. Dieser Schlüssel wird von Deutschland und anderen als Grundlage für die Abrechnung ärztlicher Leistungen bei den Kassen übernommen. Das DIMDI ordnet im Sinne der WHO Chemical-Sensitivity [MCS]-Syndrom, Multiple- unter dem Schlüssel T78.4 ein. Bei einer Einordnung als psychische Erkrankung müßte der Schlüssel mit “F” und nicht mit “T” beginnen. Die Systematik des Schlüssels sollte jedem der Diagnosen stellt bekannt sein. Wer die korrekte Verschlüsselung von MCS schwarz auf weiß sehen möchte, muß sich vom DIMDI das Alphabet aller verschlüsselbarer Krankheiten herunter laden.

Ich lasse mir gerne Parteilichkeit für das Chemical Sensitivity Network Deutschland unterstellen. Ich glaube auch nicht, daß ich mit meinen Belegen eingefleischte Frontkämpfer der Chemielobby bekehren kann. Vielleicht findet sich aber der eine oder andere Arzt, der sich nicht gerne gegen die Interessen von Patienten einspannen läßt und bereit ist, sich über MCS aus allen Quellen zu informieren. Darüberhinaus möchte ich CSN-Deutschland, inbesondere den Blog, als Informationsquelle, als Hilfe zur Selbsthilfe und als Elixier zum Mutmachen empfehlen. Man muß nicht selbst erkrankt sein. Gefährdet sind wir alle.

Ich beobachte bei mir selber seit Jahren, daß ich mich unter direkter Sonnenbestrahlung immer unwohler fühle. Als Andenken an eine ausgestandene Styrol-Allergie werden meine Finger wurstig und meine Hände laufen rot an. Es bleibt bei dieser Irritation. Ich mache mir keine Sorgen. Daß ich mich aber wie Tofu in der Mikrowelle fühle, gibt mir zu denken. Baue ich ab? Werde ich einfach nur alt? Oder hat dies etwas mit dem Ozonloch und mit FCKWs zu tun?

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Erstellt: 15. Oktober 2009 00:00
Geändert: 25. Januar 2010 20:54
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