Initiative Pro Netzneutralität

Das Bedingungslose Grundeinkommen soll weg getestet werden

7. Januar 2010 04:09

Das manager magazin berichtete am 17.12.2009, daß ein Feldversuch zum Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) geplant wäre. In Stuttgart und in einer noch zu findenden strukturschwächeren Gemeinde in Brandenburg soll jeweils 100 Pröblingen zwei Jahre lange 800 Euro geschenkt werden. Man möchte herausbekommen, was diese Menschen mit ihrer Zeit anstellen, wenn sie nicht mehr genötigt sind, sich um ihre Existenz Sorgen zu machen.

An diesem Versuch ist das Interfakultative Institut für Entrepreneurship in Karlsruhe beteiligt ist, welches von Götz Werner geleitet wird, den man getrost als einen der charismatischesten Verfechter des Bedingungslosen Grundeinkommens bezeichnen kann. Trotzdem sehe ich diesem Feldversuch nicht so euphorisch entgegen, wie dies viele tun.

Was soll mit einem solchen Feldversuch gezeigt werden?

Ein BGE wird es erst dann geben, wenn ein gesellschaftlicher Konsens für selbiges zustande kommt. Hoffen wir, daß unsere Demokratie bis dahin überlebt. Solange immer noch die Vorstellung herrscht, “Wer nicht arbeitet soll nicht essen!” und “Du sollst Dein täglich Brot im Schweiße Deines Angesichtes verdienen!” sieht es für so einen Konsens nicht gut aus. Wie einseitige Interessenausrichtung einer demokratischen Konsensfindung schaden kann, erleben wir bereits. Die Politik stagniert oder retardiert.

Und was ist, wenn durch diese beiden Feldversuche in der Öffentlichkeit der Eindruck entstünde, die Pröblinge hätten überwiegend versagt und viel zu wenig Eigeninitiative entwickelt, etwas sinnvolles mit ihrer Zeit anzustellen?

Sollte das Bedingungslose Grundeinkommen nicht bedingungslos sein?

Ich dachte immer, das BGE wäre ein Ansatz zu mehr Gerechtigkeit. Wenn alles so weiter geht, fallen immer mehr Menschen aus der normalen gesellschaftlichen Existenz heraus. Mit einem BGE würden wieder etwas gerechtere Startchancen für alle geschaffen.

Wir werden als Besitzlose in eine Welt von Besitzenden geboren. Wer Pech hat und von den falschen Eltern gezeugt wurde, muß besitzlos bleiben. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn wir wenigstens im Wald wohnen oder uns irgendwo weit weg eine Hütte bauen und unsere Kartoffeln und Rüben selber ziehen könnten. Nur gehören selbst der tiefste Wald und jedes noch so entfernte Fleckchen Erde irgend jemand.

Wenn es vor der Gesellschaft der Besitzenden kein Entrinnen gibt, wäre ein Bedingungsloses Grundeinkommen recht und billig.

Mit solchen Feldversuchen wird wieder nur die Frage gestellt, ob sich das Bedingungslose Grundeinkommen rechnet und ob die Pröblinge das Geld wert waren, das man an sie verschenkt hat.

Die Rechnung sollte jedoch ganz anders aufgemacht werden. – Was kostet der heutige Zustand?

Der Ausschluß aus der gesellschaftlichen Existenz fängt mit schlechter Bezahlung von Arbeit an und endet mit Arbeitslosigkeit. Wer arbeitslos ist oder schlecht bezahlt wird, bedarf gesellschaftlicher Unterstützung, die derzeit noch gewährt wird. Weil dabei alles nach der Logik vom Schweiß gerecht zugehen soll, wird ein erheblicher Aufwand betrieben, diese Unterstützung zu verwalten. Bereits hier könnte man fragen, ob es nicht billiger und somit effektiver wäre, diese Leistungen einfach zu verschenken.

Der Ausschluß aus dem gesellschaftlichen Leben führt auch zu vermehrten Gesundheitskosten und womöglich landen immer mehr Menschen im Knast, was eine qualitativ schlechte, aber recht teuere Unterbringung und Versorgung darstellt.

Warum werden diese Kosten nicht mit der gleichen Akribie berechnet, mit der man den maximalst möglichsten Profit aus nicht einmal materielle Werte schaffenden geschäftlichen Vorgängen heraus kitzelt? Vielleicht weiß es Jeremy Rifkin.

Natürlich würde sich jeder Mensch erstmal an der Freiheit besaufen, für sein Auskommen nicht mehr arbeiten zu müssen, wenn es plötzlich ein unbefristetes BGE gäbe. Viele wären aber auf Dauer mit einer bescheidenen Existenz nicht zufrieden und würden sich um bezahlte Arbeit bemühen. Da sie dies nicht der blanken Existenz willen tun müßten, könnte Arbeit sogar Spaß machen und würde nicht nur auf Grund der technischen Entwicklung zu einem kostbaren, knappen Gut werden.

Das kann man mit solchen Feldversuchen kaum nachweisen. Es wird nur gezeigt, wie sich Menschen unter den momentanen gesellschaftlichen Bedingungen verhalten, wenn man ihren zwei Jahre lang 800 Euro im Monat schenkt. Mit der Realität eines BGE hat das nichts zu tun.

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Erstellt: 7. Januar 2010 04:09
Geändert: 7. Januar 2010 12:02
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