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Pressemeldung von Occupy Wall Street New York vom 18.11.2011

18. November 2011 14:57

© Foto: Jagz Mario CC: by-sa via flickr

17. November: Tag des aktiven Protestes:

Über 30.000 Menschen protestierten in New York City (die Polizei schätzte 32.500), dabei waren Arbeiter, Studenten und andere Angehörige “der 99%”. Demonstrationen gab es weltweit und landesweit in mindestens 30 Städten. Das zweimonatige Bestehen der 99% Bewegung wurde mit einem Lichterfest auf der Brooklyn Bridge und der Blockade der Zufahrten zum Börsenviertel gefeiert. Hunderte übten gewaltfreien zivilen Ungehorsam. Man sieht, wie aus den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft eine mächtige Bewegung für soziale Gerechtigkeit wächst.

New York, NY – Zehntausende wurden am Donnerstag, dem 17. November aktiv um der Forderung Ausdruck zu verleihen, daß unser politisches System uns allen dienen soll – statt nur den Reichen und Mächtigen. Die New Yorker Polizei schätzte die Menge am Abend auf 32.500 Menschen, als der Zustrom am ‘Day of Action’ am größten war. Weitere Tausende wurden in mindestens 30 weiteren US-Städten aktiv. Demonstrationen fanden außerdem in Städten rund um den Globus statt.

“Unser Politisches System sollte allen von uns dienen – nicht nur den sehr reichen und mächtigen. Derzeit ist Washington im Besitz der Wall Street”, sagt der Demo-Teilnehmer Beka Economopoulos. “Wir gehören alle zu den 99% und wir sind hier, um unsere Demokratie zurück zu fordern.”

New York hatte an diesem Tag, der die aufkommende Bewegung weiter in Schwung brachte, die Führungsrolle übernommen. Im Nachklang des vormorgentlichen Überfalles auf Occupy Wall Street auf dem Liberty Square durch den Milliardär, Bürgermeister Michael Bloomberg, um 01:00 Uhr am Dienstag Morgen, haben sich tausende von Menschen aus allen fünf Stadtteilen und der weiteren Umgebung zusammen gefunden, um friedlich zu demonstrieren. Nach Bloombergs Räumung wurde der Slogan “Eine Idee, deren Zeit gekommen ist, kann man nicht räumen” über Nacht zum neuen Meme der 99% Bewegung. Das so viele Leute auf der Straße waren zeigt, daß die Bewegung wächst und in der Lage ist, dem Widerstand zu trotzen.

Der Tag begann um 7 Uhr [13 Uhr in DE] mit einer Ansammlung von wenigen tausend Leuten auf der Wall Street. Alle Zugangsstraßen zur New Yorker Börse wurden blockiert. An den blockerten Stellen hörte man ‘human mike’ Sprechchöre mit Geschichten des Überlebenskampfes gegen eine finstere und ungerechte Ökonomie.

Im Verlauf des Tages wurden mindestens 200 Menschen festgenommen, weil sie sich friedlich versammelt und gewaltfreien bürgerlichen Ungehorsam ausgeübt hatten, dazu gehörten die Stadträte Melissa Mark Viverito und Jumaane Williams, der Vizepräsident von Workers United International [Gewerkschaft] Wilfredo Larancuent, die SEIU [Gewerkschaft] Präsidentin Mary Kay Henry, der SEIU 1199 [Gewerkschaft für Pflegeberufe] Präsident George Gresham, CWA [Pressegewerkschaft] Vizepräsident Chris Shelton, Vizepräsident Fr. Luis Barrios der IFCO (Interreligious Foundation for Community Organization), Ray Lewis, Captain im Ruhestand von der Polizei Philadelphia und viele andere.

“Alle diese Polizeibeamten sind nur Arbeiter für die 1% und sie merken nicht einmal, daß sie ausgebeutet werden”, sagte Captain Ray Lewis, der Polizeibeamte im Ruhestand. “Sobald man mich frei läßt, werde ich wieder hierher zurück kommen und sie müssen mich wieder festnehmen.”

Gene Wiliam, ein 57-jährigen Börsenhändler witzelte, daß er “einer der bösen Buben” wäre und meinte unterstützend, “Es stimmt wirklich, es gibt eine Schere zwischen Arm und Reich und die geht immer weiter auf.”

Um 15:00 Uhr versammelten sich tausende von Studenten auf dem Union Square in Solidarität mit Occupy Wall Street. Sie hielten ein Teach-in ab, um ihre Besorgnis über die Aussicht auf mein Leben mit Schulden und ökonomischer Unsicherheit zu diskutieren. Sie hielten eine Studenten-Asamblea ab und marschierten im Block zum Foley Square.

Der Aufmarsch am Foley Square war elektrisierend. Es gab bemerkenswert unterschiedliche Teilnehmer, quer durch Rasse, Religion, Geschlecht und Alter. Im Anschluß marschierten tausende der Teilnehmer über die Brooklyn Bridge und trugen Lichter – dieses “Festival der Lichter” symbolisierte die zwei Monate seit der Geburt der “99% Bewegung”. (Der 17. November markiert genau zwei Monate seit dem Beginn der Occupy Wall Street Bewegung auf dem Liberty Square.)

“Ich habe hart gearbeitet und mich an die Regeln gehalten, doch aufgrund der Mittelkürzungen im letzten Jahr verlor ich meine Arbeit als EMT (Emergency Medical Technician / Notfallmedizin-Techniker) und bin gerade dabei, unser Familieneigenheim zu verlieren”, sagte der Bronx-Bewohner Carlos Rivera. “Ich setze mich hier auf die Brooklyn Brücke, weil es nicht fair ist, daß die großen Banken mit unseren Steuergeldern gerettet werden, wie z.B. meine Hypothekenbank, the Bank of America und diese verweigern für bedrängte Familien wie die meine eine Anpassung* der Raten, mit denen wir unser Haus behalten könnten. Es ist an der Zeit, daß Banken und Superreiche einen gerechten Anteil übernehmen und der Kongreß den Menschen hilft, wieder Arbeit zu bekommen”.


Übersetzung: BrunO

Die Pressemeldungen der New Yorker Occupy-Bewegung können auf occupywallst.org eingesehen werden. Man kann auch um Aufnahme in den Presseverteiler bitten.


*Anmerkung: Es wird überwiegend gar nicht erst verhandelt, sondern sofort zwangsvollstreckt, was nach Ansicht mancher Juristen illegal ist. Außerdem haben die Häuser aufgrund der Immobilienkrise an Wert verloren, was eine Anpassung nach unten sowieso rechtfertigen würde. Die Banken kassieren also doppelt ab. Sie lassen sich retten und wollen dann auch noch den ursprünglichen Kaufpreis der Immobilien. In Chicago soll sich ein Sheriff geweigert haben, sich durch die Vollstreckungen weiter die Finger für die Banken schmutzig zu machen. In Atlanta gab es eine schöne zwischenmenschliche Geste, dort besetzten Occupy Aktive kurzerhand den Garten des Hauses eines Polizisten, das von so einer Zwangsvollstreckung bedroht ist. Die Occupy Bewegung zielt auf ein möglichst breites gesellschaftliches Bündnis und nicht auf Feindbilder. Hoffentlich bleibt das so, trotz aller gekauften (oder gedopten?) Rambos.

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Erstellt: 18. November 2011 14:57
Geändert: 23. November 2011 17:18
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