Initiative Pro Netzneutralität

Weihnachtsbotschaft an die Piraten

23. Dezember 2011 20:23

© Foto: Piratenpartei Deutschland 'Freiheit statt Angst' Demo Berlin 2009, CC: by via flickr 

Ich sympathisiere sehr stark mit der Piratenpartei, bzw. mit der internationalen Piraten-Bewegung. Meine persönlichen Kontakte beschränken sich jedoch auf Emails und Twitter. Gerne würde ich Liquid Democracy praktisch ausprobieren, aber der zugegebenermaßen nicht sehr hohe Jahresbeitrag für eine Partei-Mitgliedschaft stellt für mich als arbeitsscheuer Hartzi durchaus eine Hürde dar.

Für mich sind die Piraten keine neue Partei, sondern ein neuer politischer Prozeß, unsere stagnierende Politik wieder auf eine demokratischere Basis zu stellen. Es ist zum Glück nicht der einzige, aber in Deutschland vielleicht der momentan am meisten versprechendste. Falls die Piraten den Weg zu einer etablierten Partei schaffen, dürften sie für Leute die Veränderungen wollen, genau so uninteressant wie nun die Grünen sein. Und was bedeuten, SPD oder gar K-Parteien für (eventuell noch arbeitende) Menschen heute?

Trotzdem werden die Piraten dann genau so wie die Grünen ihren Dienst getan haben, indem sie neue Themen und Methoden in die Politik brachten. Nämlich die Nutzung der Möglichkeiten den Internets zur politischen Willensbildung. Vielleicht schaffen sie es sogar, sich danach aufzulösen, statt wie die anderen als historische Artefakte weiter zu vegetieren und sich viel zu wichtig vorzukommen. Bei ‘Die Linke’ bin ich mir noch nicht ganz sicher, ober es sich um ein Fossil oder etwas neues handelt.

Doch das wäre ein zu schöner Traum, wenn wir zwar immer die besten Leute in der Politik, aber ständig andere Parteien hätten. Das Problem mit der Politik ist, daß zwar so gut wie alle Probleme lösbar wären, daß dies aber nicht gewollt ist, weil Politik nichts mit Gemeinwohl, sondern nur mit den weltweiten Machtinteressen von ein paar wenigen zu tun hat. Und nach jeder Revolution oder Katastrophe schwimmen die Fettaugen wieder oben.

Ich weiß nicht bis in alle Details, was in der Partei gerade los ist. PiratLB, Esogate, Ex-Braune, angebliche Bücherverbrennung. Allen frustrieren Anhängern, die sich darüber aufregen und die Piratenpartei nun dem Untergang geweiht sehen, sage ich, laßt mich mit diesem Scheiß in Ruhe! – Sorry auch, daß ich so uninformiert bin, aber mir ist zur Zeit wichtiger, wie es in Ägypten, in Syrien und sonstwo oder mit Occupy weiter geht.

Ich kann nicht viel zu den Vorgängen sagen. Für mich ist es jedoch ein Unterschied, ob Nazis Bücher verbrennen oder ob eine Frau eine Frauenzeitschrift verbrennt. Das hat eine andere, pikante Symbolik und einen anderen Kontext, aber in Deutschland ist das verständlicherweise etwas schwierig. Ich finde die Reaktion des Bundesvorstandes löblich, daß eine inhaltliche Auseinandersetzung der bessere Weg gewesen wäre. Zu Esogate hätte ich Lust, noch mehr zu schreiben, um zu zeigen, daß selbst bei fortschrittlichen Leuten gesichertes Wissen oft mehr mit Glauben als gelernt und verstandenem Wissen zu tun hat. Doch das lasse ich.

Noch mehr schreiben oder spekulieren ließe sich darüber, ob die Vorfälle nicht Sabotage-Versuche von außen sind. Kein System gibt gerne die Macht ab, nicht nur, weil es überall um viel Geld geht. Das kann man zur Zeit recht gut mitverfolgen und der Unterschied zwischen totalitären und demokratischen Staaten scheint zu verwischen. Weltweit wird die Polizei militärisch aufgerüstet, um legitime und selbst friedliche Unmutäußerungen mit Gewalt zu bekämpfen. In Anbetracht dessen wird die Unterwanderung einer neuen als Bedrohung empfundenen Partei vorstellbar. Auch das möchte ich nicht weiter ausführen, obwohl es so unterhaltsam wie alle Verschwörungstheorien wäre.

Was habe ich nun also wirklich mitzuteilen?

Vielleicht, ohne irgend etwas herunter zu spielen, der Hinweis darauf, daß dies alles völlig normale Vorgänge sind. Je mehr Menschen die Piratenpartei anzuziehen vermag, desto mehr “faule Eier” wird es in der Partei geben. Die Piratenpartei, oder der ihr zugrunde liegende politische Prozeß für eine neue Politik s.o. muß sich dem stellen und nach den besten Lösungen für solche Vorgänge suchen. Ich finde es also gut, daß man von solchen Vorgängen erfährt und daß darüber diskutiert wird.

Es ist wie mit OpenSource Software, deren Gegner im Heise-Forum sofort los plärren, sobald Sicherheitsprobleme veröffentlicht werden, während durch das nicht Veröffentlichen von Gefahren den Nutzern von Closed Source eine vermeintliche Sicherheit vorgegaukelt wird.

Wie bei Software sind Piraten nicht automatisch die besseren Experten, sofern sich sich nicht ausdrücklich für Computerkram interessieren – leider! (Hier würde mein UBUNTU-Bashing passen.) Die Piratenpartei muß lernen, selbst mit durchgeknallten, möglicherweise klinischen Psychopathen umzugehen und das darf niemals unter den Teppich gekehrt werden, weil es dem Ansehen der Partei schaden könnte. Wenn damit clever umgegangen wird, erhöht es im Gegenteil das Ansehen. – Ich bin zuversichtlich, daß es in diesem Sinne weiter geht und daß die Piratenpartei weiter wächst.

Alles Gute also

Der BrunO

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Erstellt: 23. Dezember 2011 20:23
Geändert: 23. Dezember 2011 20:23
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