Initiative Pro Netzneutralität

Occupy Education ruft zu us-weitem Aktionstag auf

1. März 2012 23:00

Occupy Education Calls for National Day of Action to Defend the Right to Education – Students, Teachers, Workers Unite to Take Back Schools for the 99%


© Grafik: nycstudentassembly.org 
“Occupy für Bildung” ruft zu einem nationalen Aktionstag auf, um das Recht auf Bildung zu verteidigen. Schüler, Lehrer, Arbeiter, schließt Euch zusammen, um die Schulen an die 99% zurück zu geben.

Nachdem gestern zu einem landesweiten Aktionstag gegen im ALEC organisierte Konzerne aufgerufen wurde – der nicht in’s Wasser fiel, obwohl es an vielen Orten regnete, erreichten mich eine weitere Pressemeldungen. Doch die Jungle World mußte neulich unbedingt vermelden, die Occupy-Bewegung wäre möglicherweise schon wieder am Ende. Diese Art der Wahrnehmung scheint mir mit dafür verantwortlich zu sein, neben der Tatsache, daß es uns noch zu “gut” geht, warum es in Deutschland nichts mit Occupy wird – obwohl ich auf die Verbündung mit Attac eine gewisse Hoffnung setze.

Ich habe jedenfalls die ganze Zeit nicht viel davon gemerkt, daß die Aktivitäten insbesondere von Occupy in New York nachgelassen hätten. Ich bekam immer wieder Pressemeldungen und manche habe ich nur deshalb übersetzt, um diese Aktivitäten zu belegen. Ich habe nie erwartet, daß jemand zu einer Demo nach New York reist und die genauen Orts- und Terminangaben deswegen interessant sein könnten. Diese sind höchstens für jene interessant, welche die Aktionen auf lifestream oder ustream mit verfolgen.

Was uns hier in Deutschland fehlt, wird durch die Vielzahl der Themen beantwortet, die mittlerweile von der Occupy-Bewegung in Amerika okkupiert worden sind. Es geht schlichtweg um alle Auswirkungen dessen, daß bildlich gesprochen 1% der Bevölkerung den übrigen 99% vorschreiben, wie diese zu leben haben. Diese Themen werden nicht abstrakt aufgegriffen und Forderungen gestellt, die von den Mächtigen eh ignoriert würden, sondern man mischt überall da mit, wo die Menschen von der auseinander klaffenden sozialen Schere unmittelbar betroffen sind. So geht man zu Zwangsauktionen, besetzt räumungsbedrohte Grundstücke, versucht sich auf öffentlichen Anhörungen bemerkbar zu machen und man mobilisiert vor allem. So wird jedes Anliegen, wenn z.B. irgendwo Arbeiter oder Krankenpfleger streiken oder eine Schule geschlossen werden soll, schnell zu einem Anliegen von OWS. Man unterstützt alles was sich wehrt und findet damit gleichzeitig neue Verbündete.

Es ist eine Taktik der Gegner, Occupy das Fehlen von konkreten Forderungen und Themen vorzuwerfen. Wer es besser wissen will, lese quer durch die Meldungen auf occupywallst.org. Es geht um ziemlich alles, soziale Not, Gesundheitspolitik, Gentechnik, Atomkraft, Umwelt, Bildung, kriminelle Banken, Demokratie und Gerechtigkeit. Besser als mit “Wir sind die 99%” kann man das nicht auf den Punkt bringen.

Es geht nicht darum, ob es im Zuccotti-Park ein Zeltlager gibt. Natürlich ist dieser Platz ein sehr gutes, hoch symbolträchtiges Forum und man versucht, ihn auf die eine oder andere Art wieder zurück zu gewinnen, aber die mit der ersten Besetzung des “Liberty Parks” aufgebaute Infrastruktur hat die ganze Zeit weiter bestanden. Die bei der Räumung zerstörte Bibliothek “People’s Library” besteht weiter, man fordert für diese sogar ein festes Gebäude, es gibt nach wie vor eine Küche, eine Kleiderkammer, eine medizinische Ambulanz und Waschgelegenheiten. Diese Bewegung hat längst ihre Unterstützer in der ganzen Gesellschaft, sogar z.T. in den oberen 1%, sonst wäre das nicht möglich. Etwas ironisch könnte man sagen, die machen genau die selbe Arbeit wie MUT oder Jenni de La Torre in Berlin.

Ich denke mir immer wieder, wir haben hier zwar keine Zwangsenteignungen von Eigenheimen, zumindest nicht in dem Ausmaß wie in den USA, aber auch bei uns werden den Banken viel Steuergelder in den Rachen geschmissen ohne uns zu fragen und wir sind etliche Millionen Hartz IV Empfänger. Warum bekommen wir davon nicht wenigstens die Hälfte auf die Straße? Und wie sieht es bei uns mit Kindergärten und Schulen aus und wie viele Kinder leben bei uns in Armut?

Wahrscheinlich werden sich die deutschen Occupyer eher für die Not der Menschen in Griechenland als für ihre eigene Lage engagieren. Ganz verkehrt wäre das aber nicht, denn uns geht es besser, weil es anderen – z.B. den Griechen – schlechter geht und unsere Regierung ist direkt für die sinnlosen Spar- und Absahnmaßnahmen in Griechenland verantwortlich. Hartz IV soll sogar aufgrund des “Erfolges” in ganz Europa eingeführt und vermutlich weiter verschärft werden. Die Briten sind schonmal vorgeprescht. Dort bekommt man nur Unterstützung, wenn man unentgeltlich arbeitet. Dabei nimmt man nichtmal auf Behinderte Rücksicht.

Occupy Education! – Was stand in der Pressemeldung?

Nun habe ich mich also über Occupy ausgelassen statt einfach nur die aktuellste Pressemeldung von Occupy zu übersetzen. Wer möchte kann sie im Original nachlesen.

Ich übersetze hier den ursprünglichen Aufruf der NYC Student Assembly:


Wir weigern uns, für die von den 1% verursachte Krise zu bezahlen. Wir weigern uns der Demontage unserer Schulen und Universitäten zuzustimmen, während Banken und Konzerne Höchstgewinne machen. Wir weigern uns, eine erneute Trennung der Gesellschaft nach Bildungsstand, eine massiven Erhöhung der Studiengebühren, eine empörende Verschuldung der Studenten und die zunehmende Privatisierung und Kommerzialisierung zu akzeptieren.

Sie wurden freigekauft, wir wurden verkauft. Doch durch landesweit abgestimmte Massenaktionen werden und können wir die Flut der Sparmaßnahmen zurück drängen.

Wir rufen alle Studenten, Lehrer, Arbeiter und Eltern von der Vorschul- und Schulbildung bis zur höheren Bildung dazu auf, in öffentlichen und privaten Einrichtungen und in allen Asambleas, Gewerkschaften und Bürgerinitiativen für den 1. März 2012 landesweit zu mobilisieren und den Mächtigen mitzuteilen: Die Ressourcen für eine qualitativ hochwertige Bildung für alle sind vorhanden. Wenn wir die Reichen und die Konzerne zur Kasse bitten, können wir die Haushaltskürzungen, die Erhöhung der Studiengebühren, die Angriffe auf die Arbeitsplatzsicherheit rückgängig machen und öffentliche Bildung und Sozialdienste vollständig finanzieren.

Dies ist ein Aufruf zur Zusammenarbeit, aber es liegt an jeder einzelnen Schule und Organisation zu entscheiden, welche lokalen oder regionalen Aktionen – wie z.B. Streiks, Arbeitsniederlegungen, Märsche, etc. – sie ergreifen werden, um zum Weitermachen wie bisher nein zu sagen.

Wir haben die Kraft etwas zu bewegen, die Massen und den Willen zu siegen. Bildung ist keine Ware. Laßt uns unsere Schulen zurück holen. Schreiben wir Geschichte!

Wir in Deutschland hatten leider noch nie ein Bildungssystem, sondern immer nur ein soziales Selektionssystem. Die Pisa-Studien belegen immer wieder, daß in keinem anderen europäischen Land die soziale Herkunft so sehr über den Bildungserfolg entscheidet wie in Deutschland. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß mir jemals in der Schule oder an der Uni beigebracht wurde, wie man lernt. Uns wurde immer nur gesagt, was wir zu lernen hätten und es scheint heute immer noch so zu sein. Privatisierung und Kommerzialisierung der Bildung heißen bei uns Exzellenz-Initiativen und Elitehochschulen.


Weiteres auf:

nycstudentassembly.org
occupywallst.org


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Erstellt: 1. März 2012 23:00
Geändert: 1. März 2012 23:00
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